hmap07310002
Setumaa; VõrumaaVastseliina
Stein, Victor
1873

Metadata

COL: Wictor Stein
ID: H, Mapp 731/3 (2)
LOC: Vastseliina khk. < Setu
ZANR: kombekirjeldus/regilaul
TMP: 1873

Vana tike oder sõke. Äijo äijatar.

Dieses Wesen wird als ein böser Waldgeist gedacht. Er führt Hirten mit ihren Hunden irre, er wirft den Beerensuchern ihre Körbe um, so dass der Inhalt verloren geht u.s.w. Wahrscheinlich ist er identisch mit Juudas, Im Kirchspiel Neuhausen führt ein Wald den Namen Juuda kond, ein anderer den Namen Tike kond1
gothisch skan,der Wald. Davon Scandinavien. Sollte hier ein Zusammenhang bestehen?
. Es kan̄ aber auch dieser Waldgeist Äi, die Mutter des Juudas sein2
Vergleiche Hurt, estnische Sagen u. Ueberlieferungen. -
. Wen̄ Tike sich nähert, so läuft ihm ein Hase voraus; dan̄ hören die Hirten eine Stim̄e im Walde rufen: "Äijo karrile vasta." d.h. Äijo lässt die Heerde nicht weiter. Und in der That lassen sich die Thiere nicht weiter treiben, sie wollen zurück, laufen auseinander, verirren sich und der sie suchende Hirbenbube mit ihnen. Nur zu oft fand man rathlos einen solchen weinend in tiefem Walde. Die Nachsuchende leiteten ihn aus dem Walde nach Hause - Einst ging an einem Son̄tag Morgen ein junges Mädchen in den Wald, um Beeren zu sam̄eln. Da kam ihr im Walde ein alter Man̄ (vana mees) entgegen, vertrat ihr den Weg und fragte sie, was sie suche. Als das Mädchen geantwortet hatte, dass sie Beeren suche, warf der Alte ihren Korb um und schüttete alle Beeren aus. Das Mädchen fing an zu weinen. Der Alte tröstete sie indem er ihr eine Perlensuchnur um den Hals hängte. Freudig lief das Mädchen nach Hause, Dort angelangt, wollte sie ihre Schnur anderen zeigen, aber aus derselben war eine Schlange geworden. Jetzt wusste man, dass Tike der alte Man̄ gewesen war. Am Son̄tag Morgen soll man nicht in den Wald gehen. - Es waren ein mal 2 Brüder, die hatten eine Schwester. Die Brüder mussten verreisen und warnten ihre Schwester, sie solle während der Abwesenheit nicht aus dem Hause gehen. Als sie fort waren, kam Tike's Tochter (wahrscheinlich Äijatär) und bat das junge Mädchen, sie möchte mit ihr kom̄en in den Wald zu ihrer Mutter. Dort bekäme sie schöne Kleider und Speisen. Eine Katze die auf dem Ofen sass, warnte das Mädchen mit den Worten: ära mine, sino surm om valmistetu, haud kaibatu. Erzürnt darüber riss Tikes Tochter der Katze die Ohren ab. Neun Tage hintereinander setzte sie ihre Einladungen fort; jedes Mal warnte die Katze und verlor jedes Mal Theile ihres Körpers bis sie starb. Da folgte das junge Mädchen der Einladung, im Walde fiel sie in eine Grube und kam um. Die bösen Geister trugen sie darauf an ein Seeufer um sie vom Blute rein zu waschen. Ein Tropfen Blut, das unterweges bei aller Sorgfalt, die man im dieser Hinsicht beobachtete, zur Erde gefallen war, verwandelte sich in einen schönen Vogel und flog davon. Die Brüder kehrten heim, Tikes Tochter hatte die Gestalt ihrer Schwester angenom̄en und empfing sie. Sie wollte die Brüder gleichfalls in den Wald locken, damit sie da ihren Untergang fänden, aber die in den schönen Vogel verwandelte wirkliche Schwester kam durchs Fenster hereingeflogen und sang:
    4  "vellekene noorekene,
    5  Kellel' lainad laija lehe?
    6  Kellel' annad suure sõle?
    7  Kes iks pida pika paila?"
Die Worte waren kaum gesungen, da ergriff Tikes Tochter eine Ofenkrücke mit der Geschwindigkeit eines Blitzes um den Vogel damit zu tödten, indem sie rief: "muu maa hat tulep siia haukuma." Der Vogel aber flog in den Ärmel eines der Brüder und fand da Schutz. Tike's Tochter aus Furcht, dass ihre böse That, schon halb verrathen und aufgedeckt, ganz an's Licht kom̄en kön̄te, floh schleunigst in den Wald, zurück dahin, wo sie seit Alters lebt und böses verübt.

1 gothisch skan,der Wald. Davon Scandinavien. Sollte hier ein Zusammenhang bestehen?
2 Vergleiche Hurt, estnische Sagen u. Ueberlieferungen. -